Die Drucke des 1971 in Chur geborenen Künstlers Joachim Dierauer sind ein außergewöhnliches Phänomen in der aktuellen Kunstlandschaft. Dies nicht nur aus Gründen der technischen Meisterschaft in der Ausführung, sondern es ist auch die stumpfe motivische Direktheit, die Dierauers Werke von der breiten Masse der zeitgenössischen Kunst abhebt. Menschen stehen oft im Mittelpunkt von Joachim Dierauers Arbeit. Bei der Darstellung von Menschen überlässt der Graubünder Künstler dies jedoch keineswegs bloßen Bildern. Wenn Dierauer Menschen zeigt, meint er tatsächlich, was menschlich ist. Wie ein kreativer Forscher beschäftigt sich der Künstler mit und mit Menschen und erforscht den Hintergrund menschlicher Existenz durch Zeichnen. Kraftvoll, aber immer einfühlsam und voller Vorsicht wirft er die menschliche Figur in die Einsamkeit, fragt ihn nach den Möglichkeiten ihrer Janus-köpfigen Zweisamkeit und steigt mit ihr in die Abgründe der Existenz hinab. Wenn Dierauer die Umrisse der menschlichen Figur in einfachen und klaren Linien skizziert, zeichnet er sozusagen die Kontur der menschlichen Seele selbst.
